Pratah Smarana Stotram
von Adi Shankara
Die Elemente, aus denen die Welt besteht, sind illusorische Erscheinungen der Wirklichkeit. So wie wir aus Unwissenheit im Zwielicht eine Schlange auf ein Seil projizieren und diese für real halten, so projizieren wir unsere Vorstellungen /Illusionen auf das Selbst. Wenn wir schließlich in der Selbsterkenntnis verweilen, verschwinden diese Illusionen. Wir sind dann in der Lage Wirklichkeit zu erkennen; auch uns selbst ungetrennt von Brahman.
Pratah Smarana Stotram – mit deutscher Übersetzung
प्रातः स्मरामि हृदि संस्फुरदात्मतत्त्वं
सच्चित्सुखं परमहंसगतिं तुरीयम् ।
यत्स्वप्नजागरसुषुप्तिमवैति नित्यं
तद्ब्रह्म निष्कलमहं न च भूतसङ्घः ॥१॥
Prátah smarámi hrudi samsphurad átma tattvam
saccit sukham paramahamsa gatim turèyam
yat svapna jágara sussupti mavaiti nityam
tad brahma niskalam aham na cha bhuta sañgha.
Im Morgengrauen erinnere mich an die Realität des Selbst, das strahlend im Herzen scheint, Existenz, Bewusstsein, Glückseligkeit, das von den Weisen als das scheinbar Vierte erkannt wird. Das sich der menschlichen Erfahrungszustände wie Traum, Wachzustand und Tiefschlaf stets bewusst ist. Dieser nicht zu teilende Brahman bin ich und nicht der Body-Mind-Sense Komplex.
प्रातर्भजामि मनसा वचसामगम्यं
वाचो विभान्ति निखिला यदनुग्रहेण ।
यन्नेतिनेतिवचनैर्निगमा अवोचं_
स्तं देवदेवमजमच्युतमाहुरग्र्यम् ॥२॥
Pratar bhajámi manasá vacasám agamyam
vacho vibhánti nikhilá yad anugrahena
yanneti neti vacanair nigamá avocam-
stam devadevam ajam achyutam áhur agryam
Im Morgengrauen singe ich das Lob dessen, was mit Verstand und Sprache unerreichbar ist, durch dessen Gnade jedoch die Worte leuchten. Das, was die Schriften mit den Worten „nicht dies“, „nicht dies“ erklären – das Licht des Lichts / Atman, sagen sie, ist ungeboren und unveränderlich.
प्रातर्नमामि तमसः परमर्कवर्णं
पूर्णं सनातनपदं पुरुषोत्तमाख्यम् ।
यस्मिन्निदं जगदशेषमशेषमूर्तौ
रज्ज्वां भुजङ्गम इव प्रतिभासितं वै ॥३॥
Prátar namami tamasah param arka varnam
pürnam sanátana padam purushottama akhyam
yasmin nidam jagad asesham asesha murtau
rajjvaam bhujamga ma iva pratibhasitam vai.
Im Morgengrauen verneige ich mich vor dem „Höchsten Selbst“, das jenseits von Dunkelheit und Unwissenheit, in Farbe der Sonne ist, dem alt hergebrachten Ziel. In dessen rest-loser Form sich das gesamte Universum manifestiert wie die Schlange auf einem Seil.
श्लोकत्रयमिदं पुण्यं लोकत्रयविभूषणम् ।
प्रातःकाले पठेद्यस्तु स गच्छेत्परमं पदम् ॥४॥
Slokatrayamidam punyam lokatrayavibhusanam
pratahkale pathedyastu sa gacchetparamam padam.
Diese lobenswerte Verstriade, der Schmuck der drei Welten – wer sie im Morgengrauen liest, geht zu höchsten Zielen.
Das Pratah Smarana Stotram chantest du am besten jeden Morgen beim Sonnenaufgang. Dies führt dich in dein Herz. Und in eine Realität, die nichts anderes als bewusstes Sein und Glückseligkeit ist.
Wenn du, so in den Tag startest, kannst du dich ganz an das Mantra Adi Shankaras hingeben und es in deiner Essenz erfahren.