SHREE ADI SHANKARACHARYA´S मनीषापञ्चकम्
MANISHA PANCAKAM

Shri Adi Shankaracarya führt uns mit seinem „Manisha Panchakam“ zum zentralen Thema der Advaita Vedanta. In fünf kurzen und gleichzeitig sehr gehaltvollen Versen beschreibt er die Einheit zwischen Individuum (Jivatma) und Gott (Paramatma). „Manisha“ heißt „feste Überzeugung“ und „Panchakam“ ist „eine Reihe von Fünf“. Mit seinen fünf Grund-Überzeugungen verdeutlicht er uns die Essenz der Vedanta.

Shri Adishankara war einer der bedeutendsten indischen Weisen des 8. Jahrhunderts. Er war nicht der Begründer der Vedanta, aber ein Weiser, der durch seine Kommentare die sehr kompakten Verse der Schriften verständlich machte. Hauptsächlich schrieb er für das eindeutige Verständnis der Upanishaden erhellende Texte bzw. Kommentare (Bhashyakara). Besonders berührt uns dieser sehr bekannte Dichter durch seine Poesie, die uns die non-duale Vision erhellt.

Swamini Atmaprakashananda Saraswati

Im Manisha Panchakam finden wir die vier wesentlichen Mahavakyas (Maha – Groß, Vakya – Wort, Satz; bedeutende Sätze) in denen die nonduale Grundessenz der Vedanta verdichtet ist.

मनीषापञ्चकंअन्नमयादन्नमयमथवा चैतन्यमेव चैतन्यात् ।यतिवर दूरीकर्तुं वाञ्छसि किं ब्रूहि गच्छ गच्छेति ॥

annamayād annamayam – dieser Körper von jenem Körper; athavā – oder; caitanyam eva caitanyāt – dieses Bewusstsein von jenem Bewußtsein; dvijavara – o Weiser!; dūrīkartum vānchasi kim – was davon soll nach deinem Wunsch beiseite treten?; brūhi gaccha gaccheti – wenn du sagst, „Geh weg, tritt beiseite“
Oh,Weiser: Was möchtest du auf Distanz halten, wenn du sagst: Geh beiseite! Geh! Möchtest du diesen Körper von jenem entfernen? Oder dieses Bewusstsein von jenem? (1)

किं गङ्गाम्बुनि बिम्बितेऽम्बरमणौ चाण्डालवीथीपयःपूरे वाऽन्तरमस्ति काञ्चनघटीमृत्कुम्भयोर्वाऽम्बरे ॥प्रत्यग्वस्तुनि निस्तरङ्गसहजानन्दावबोधाम्बुधौविप्रोऽयं श्वपचोऽयमित्यपि महान्कोऽयं विभेदभ्रमः ।

gangāmbuni bimbitembara-manau – die Sonne, die sich im (heiligen) Wasser des Ganges spiegelt; cāndāla-vīthīpaya pūre – (oder) in einer Pfütze in den Elendsvierteln; kim vā ’ntaram asti – was ist der Unterschied; kāncana-ghatī – zwischen dem Raum im Inneren eines goldenen Gefässes; mrit-kumbhayor vā’ mbare – oder dem in einem Tongefässes?; pratyag-vastuni – Atma, das einzig Existierende; nistaranga-sahajā – von Natur aus bewegungslos; nandāvabhodh-āmbudhau – Ozean grenzenlosen Bewusstseins; vipro ‚yam shvapaco ‚yam ityapi mahān – sei er ein erhabener Brahmane oder ein unwürdiger Hundefresser; ko ‚yam vibhedha-bhramah – solche Unterscheidung ist eine Verwirrung.
Ist da ein Unterschied, ob sich die Sonne im Wasser des heiligen Ganges spiegelt oder in einer dreckigen Pfütze im Slum? Oder gibt es einen Unterschied zwischen dem Raum in einem goldenen Gefäß und dem in einem irdenen Topf? Gibt es eine Unterscheidung bezüglich der innersten Wahrheit eines Menschen, die von Natur aus ein bewegungsloser Ozean grenzenlosen Bewusstseins ist? Wie kann jemand sagen, der eine sei ein Ungebildeter und der andere ein Erhabener? Diese Unterscheidung ist aus Verwirrung getroffen. (2)

जाग्रत्स्वप्नसुषुप्तिषु स्फुटतरा या संविदुज्जृम्भतेया ब्रह्मादिपिपीलिकान्ततनुषु प्रोता जगत्साक्षिणी ।सैवाहं न च दृश्यवस्त्विति दृढप्रज्ञापि यस्यास्ति चे-च्चाण्डालोऽस्तु स तु द्विजोऽस्तु गुरुरित्येषा मनीषा मम ॥ १॥

jāgrat-svapna-sushuptishu – in den drei Bereichen der Wahrnehmung: Wachzustand, Traum und Tiefschlaf; yā samvid sphutatarā ujjrimbhate – das was (in allen drei Bereichen) ganz offensichtlich scheint ist Bewusstsein;
yā brahmādi-pipīlikānta-tanushu – alle Körper von Brahma etc. bis hin zu einer winzigen Ameise; protā jagat-sākshinī – sind durchdrungen vom Zeugenbewusstsein, das immer die Welt wahrnimmt; saivāham na ca drishya vastviti- das ist ausschliesslich Ich, was nicht als Objekt wahrgenommen ist; dridha prajnāpi yasyāsti cet – wer auch immer über diese firme Selbstwahrnehmung verfügt; cāndālo ’stu sa tu dvijo ’stu gurur – sei sie ein Hunde-Esser (Candala) oder ein Wissender – sie ist mein Guru, mein Lehrer; ityeshā manīshā mama – davon bin ich fest überzeugt.
In den drei Funktionen des menschlichen Verstandes Wachen, Träumen und Tiefschlaf ist das, was alles erhellt, das Bewusstsein. Es erleuchtet alles als die Wahrheit von Ich. In den Körpern von Brahmaji (Schöpfer), etc. bis hin zu einer winzigen Ameise durchdringt das Zeugenbewusstsein die gesamte Schöpfung. Ich ist ausschließlich das, was (durch ein menschliches Wesen) nicht als Objekt wahrgenommen wird. Wer über diese gefestigte Selbstwahrnehmung verfügt, sei er ein Hunde-Esser oder ein Wissender, der ist mein Guru. Dies ist meine feste Überzeugung. (1)

ब्रह्मैवाहमिदं जगच्च सकलं चिन्मात्रविस्तारितंसर्वं चैतदविद्यया त्रिगुणयाऽशेषं मया कल्पितम् ।इत्थं यस्य दृढा मतिः सुखतरे नित्ये परे निर्मलेचाण्डालोऽस्तु स तु द्विजोऽस्तु गुरुरित्येषा मनीषा मम ॥ २॥

brahmaivāham idam jagac ca sakalam – Ich bin sowohl Brahman (das Absolute) als auch dieses ganze Universum (das Relative); cinmātra-vistāritam – Manifestion von Bewusstsein; sarvam caitad avidyayā trigunayāshesham – die Welt ist, durch die Kraft von Maya und den drei Gunas; mayā kalpitam – durch meine eigene Projektion; ittham yasya dridhā matih sukhatare – derjenige, der zu einem klaren Verständnis der unbegrenzten Natur von allem gekommen ist; nitye pare nirmale – die ausserhalb von Zeit, absolut und rein ist; cāndālo ’stu sa tu dvijo ’stu gurur – der sei mein Guru, ob Hunde-Esser oder Gelehrter; ityeshā manīshā mama – So lautet meine Überzeugung
Brahman bin ich und diese ganze Welt ist Brahman. Das ganze Universum ist nur eine Manifestation von Bewusstsein. Allein durch die Kraft von Maya und die drei Gunas ist all dies, durch meine (Brahman) Projektion. Derjenige, dessen Verstand in der unerschütterlichen Erkenntnis der Wahrheit ruht, in Fülle/Glückseligkeit, in Unendlichheit, im Absoluten und in reiner Wahrheit, ist mein Guru. Sei es ein Hunde-Esser oder ein Wissender. Dies ist meine feste Überzeugung. (2)

शश्वन्नश्वरमेव विश्वमखिलं निश्चित्य वाचा गुरो-र्नित्यं ब्रह्म निरन्तरं विमृशता निर्व्याजशान्तात्मना ।भूतं भाति च दुष्कृतं प्रदहता संविन्मये पावकेप्रारब्धाय समर्पितं स्ववपुरित्येषा मनीषा मम ॥ ३॥

shasvan-nashvaram eva vishvam akhilam – das ganze Universum ist nur in Veränderung / im Zerfall; niscitya vācā guror – wenn das durch die Worte des Gurus deutlich geworden ist; nityam brahma nirantaram vimrishatā – er analysiert sorgfältig (was ist atman, was ist anatman), richtet sich auf die zeitlose Realität (Brahman) aus; nirvyāja-shāntātmanā – mit einem stillen Verstand; bhūtam bhāvi ca dushkritam pradahatā – verbrennt er alle vergangenen und zukünftigen Karmas; samvin-maye pāvake – im Feuer der Selbsterkenntnis; prārabdhāya samarpitam svavapur – wird der Körper hingegeben, um das gegenwärtige Karma auszulöschen; nityeshā manīshā mama – so ist meine Überzeugung.
Die Worte des Gurus und der Lehren verinnerlicht, kommt er zur festen Überzeugung, dass das ganze Universum unbeständig und vergänglich ist. Mit reinem und stillen Verstand richtet er sich auf die zeitlose Realität (Brahman) aus. Mit dem Verbrennen seiner vergangenen und zukünftigen Karmas (Bindungen, punja und papa, der guten und verwerflichen Taten) im Feuer der Selbsterkenntnis, gibt er auch seinen Körper hin, um das gegenwärtige Karma auszulöschen. Das ist meine feste Überzeugung. (3)

या तिर्यङ्नरदेवताभिरहमित्यन्तः स्फुटा गृह्यतेयद्भासा हृदयाक्षदेहविषया भान्ति स्वतोऽचेतनाः ।तां भास्यैः पिहितार्कमण्डलनिभां स्फूर्तिं सदा भावय-न्योगी निर्वृतमानसो हि गुरुरित्येषा मनीषा मम ॥ ४॥

yā tiryran-nara-devatābhir – das Bewusstsein, das in Lebewesen (in Tieren, Menschen und Göttern); aham ityantah sphutā grihyate – im inneren (des Menschen) klar als Ich erkannt ist; yad-bhāsā hridayāksha-deha-vishayā bhānti – Verstand, Sinne, Körper und die Objekte der Sinneswahrnehmung sind nur bewusst, duch das Licht, das sie erhellt; svato’cetanāh – obwohl sie selbst unbewusst sind; tām bhāsyaih pihitārka-mandala-nibhām – sie sind erhellt, wie die Wolken durch die Sonne (obwolhl diese durch die Wolken verdeckt ist); sphūrtim sadā – ständig über Bewusstsein meditierend; bhāvayan yogī nirvrita-mānaso hi gurur – diese weise Person, die in der Glückseligkeit / in der eigenen Fülle zu Hause ist, ist mein Lehrer; ityeshā manīshā mama – so ist meine Überzeugung.
Das Bewusstsein, was in Tieren, Menschen, Göttern (den höheren Wesen, devata) scheint, kann ausschließlich in Menschen als die Wahrheit von Ich in Besitz genommen (erkannt) werden. Es ist die Reflektion von reinem Bewusstsein, das den Verstand, die Sinneswahrnehmungsorgane und den Körper bescheint und somit scheinbar bewusst (und lebendig) macht, obwohl sie selbst von Natur aus unbewusst sind. Sie sind erhellt, wie die Wolken durch die Sonne, die durch diese scheinbar verdeckt, also nicht sichtbar ist. Die Person, die in Bewusstsein, in der Glückseligkeit der eigenen Natur zu Hause ist, ist mein Guru. Das ist meine feste überzeugung. (4)

॥ इति श्रीमच्छङ्करभगवतः कृतौ मनीषापञ्चकं सम्पूर्णम् ॥

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Zu Ehren Shri Adi Shankarachariyas

यत्सौख्याम्बुधिलेशलेशत इमे शक्रादयो निर्वृतायच्चित्ते नितरां प्रशान्तकलने लब्ध्वा मुनिर्निर्वृतः ।यस्मिन्नित्यसुखाम्बुधौ गलितधीर्ब्रह्मैव न ब्रह्मविद्यः कश्चित्स सुरेन्द्रवन्दितपदो नूनं मनीषा मम ॥ ५॥

yat-saukhyāmbudhi-lesha-leshata ime – bei einem Bruchteil eines Bruchteils des Ozean der Glückseeligkeit; shakrādayo nirvritā – sind Götter wie Indra zufrieden und erfüllt; yac-citte nitarām prashānta-kalane – in einem völlig zur Ruhe gekommenen Verstand, wenn alle Störungen erlöst sind; labdhvā munir nirvritah – ein Weiser, der frei vom Ich, die Wahrheit von Ich gefunden hat, der im Ozean der Glückseligkeit ruht; yasmin nitya-sukhāmbudhau galitadhīr – dessen Intellekt mit dem Ozean der Glückseligkeit verschmolzen ist; brahmaiva na brahmavid – ist Brahman selbst und nicht nur ein Brahma-Kenner; yah kascit sa surendra-vandita-pado – wer immer er auch sein mag, selbst Indra beugt sich zu seinen Füßen; nūnam manīshā mama – das ist in der Tat meine feste Überzeugung
Mit einem Bruchteil eines Bruchteils des Ozean der Glückseligkeit sind selbst Götter wie Indra zufrieden und erfüllt. Jedoch ein Weiser, mit einem völlig zur Ruhe gekommenen Verstand, identifiziert mit der Wahrheit von Ich, verschmolzen mit dem Ozean der Glückseligkeit seiner eigenen Natur, ist nicht nur ein Kenner von Brahman, sondern er ist Brahman selbst. Wer immer er auch sein mag, seine Füße werden selbst von Indra und den Göttern verehrt. Das ist in der Tat meine feste Überzeugung. (5)

Besonderer Dank gilt Swamini Atmapraskashanda und ihrer wunderbaren Unterweisung in Manchester. Om

Übersetzung Sanskrit Deutsch Franz Reuter und Dhyana Eva Reuter mit Hilfe von Swamini Atmaprakasananda Saraswati